Verhaltensänderung im BGM: 3 wissenschaftliche Strategien + Praxisbeispiele

Warum Belohnungen scheitern & was wirklich wirkt

Es ist ein Paradox: noch nie gab es so viele Gesundheitsprogramme in Unternehmen – und doch bleiben echte Verhaltensänderungen die Ausnahme. Der Grund? Wir vertrauen zu sehr auf gute Absichten und zu wenig auf die Psychologie des Verhaltens.

Denn während sich Führungskräfte fragen „Warum nutzt unser Team die Angebote nicht?“, zeigt die Wissenschaft: Das Problem liegt nicht beim Willen der Mitarbeitenden – sondern beim Design der Maßnahmen.

Nach 10 Jahren moveeffect-Erfahrung mit über 200 Unternehmen wissen wir: echte Verhaltensänderung braucht mehr als Angebote. Sie braucht psychologisches Know-how. Hier kommen drei evidenzbasierte Strategien, mit denen du dein Team nachhaltig zu gesünderen Routinen führst.

Das Erfolgsrezept: Verhalten = Motivation + Fähigkeit + Auslöser

(basierend auf Foggs Behavior Model)

„Warum nehmen selbst gute Angebote nur 5% deines Teams wahr? Die Wahrheit: Verhalten ändert sich nur, wenn drei Faktoren zusammenkommen:

 Motivation (Dein Team muss den Sinn sehen)
→ Tipp: Zeig konkret, WIE gesundes Verhalten den Arbeitsalltag verbessert („Weniger Nackenschmerzen nach 2 Minuten Bürogymnastik“)

✔ Fähigkeit (Mach’s verdammt einfach)
→ Beispiel: Statt „Yogakurs um 18 Uhr“ lieber „2-Minuten-Übung gleich am Arbeitsplatz“

✔ Auslöser (Erinnerungen, die wirken)
Tipp: Nutze bestehende Routinen („Nach jedem Meeting: 1 Minute Strecken“)

Verhaltensänderung im BGM: Warum Belohnungen allein scheitern

Ein Gutschein fürs Sporteln oder ein Gewinnspiel können die Teilnahme an deinen Gesundheitsangeboten kurzfristig pushen – doch der Effekt verfliegt meist schnell, sobald die Anreize wegfallen. Warum? Weil externe Belohnungen zwar die Beteiligung erhöhen, aber keine echte Verhaltensänderung bewirken.

Das Problem: Belohnungssysteme sprechen vor allem extrinsische Motivation an („Ich mache es für den Bonus“), während der eigentliche Sinn der Maßnahme in den Hintergrund rückt. Sobald die Belohnung wegfällt, sinkt auch die Motivation. Kurzfristige Anreize können ein Türöffner sein, aber langfristig braucht es eine kluge Strategie, die auf Sinnvermittlung und Gemeinschaft setzt.

Drei Phasen für nachhaltige Motivation

In der Startphase helfen gezielte Anreize, erste Hürden zu überwinden – etwa ein Smoothie-Gutschein für jede fünfte Yoga-Session. So entstehen erste Erfolgserlebnisse.

Doch damit daraus eine echte Gewohnheit wird, musst du in der Übergangsphase den Nutzen klar kommunizieren: „Diese 3-minütige Übung löst sofort Verspannungen“ oder „Bewusste Pausen steigern nachweislich die Konzentration“. Wenn dein Team den persönlichen Wert erkennt, wächst die intrinsische Motivation von selbst.

In der Routinen-Phase sorgt soziale Verstärkung dafür, dass gesunde Verhaltensweisen bleiben. Zeige Gruppendynamik („85% deines Teams machen schon mit“), mache Erfolge sichtbar („Ihr habt bereits 1.000 gesunde Pausen umgesetzt“) und setze auf Vorbilder („Die Geschäftsführung startet jede Woche mit der Team-Challenge“). So wird Gesundheit zur Selbstverständlichkeit.

Die richtige Balance finden

Belohnungen allein reichen nicht – aber kombiniert mit Sinn und Gemeinschaft entsteht echte Veränderung. Der Trick ist, von Anfang an nicht nur auf externe Anreize zu setzen, sondern auch das Warum zu vermitteln. So vermeidest du den typischen Motivations-Crash und etablierst Gewohnheiten, die auch ohne Bonus funktionieren.

Wie sich neue Gesundheitsroutinen nachhaltig etablieren – und warum Technologie nur die halbe Miete ist

Es ist ein psychologisches Grundprinzip: Unser Gehirn verändert Verhalten nicht durch einmalige Aktionen, sondern durch wiederholte, positive Erfahrungen. Doch genau hier scheitern viele gut gemeinte Gesundheitsprogramme. Sie setzen auf große, aufwändige Maßnahmen, statt die Macht kleiner Gewohnheiten zu nutzen.

Der Schlüssel liegt in der Kunst, gesundes Verhalten so einfach zu machen, dass es quasi von selbst passiert. Nehmen wir das Beispiel Bewegungspausen: Ein Yogakurs am Abend erfordert viel Motivation. Eine zweiminütige Dehnübung direkt am Arbeitsplatz hingegen wird eher zur Routine – vor allem, wenn sie an bestehende Verhaltensmuster anknüpft. Etwa nach jedem Videocall drei tiefe Atemzüge zu machen oder vor dem Mittagessen kurz aufzustehen.

Hier kommt Technologie ins Spiel – aber anders als viele denken. Die wirklich wirksamen digitalen Lösungen sind nicht die mit den meisten Features, sondern die, die sich nahtlos in den Arbeitsalltag einfügen. Eine gute Gesundheits-App erinnert nicht einfach generisch ans Aufstehen, sondern erkennt, wann jemand besonders lange gesessen hat. Sie schlägt Übungen vor, die genau zum aktuellen Kontext passen – kurz vor einem Termin vielleicht eine beruhigende Atemübung, nach langer Bildschirmarbeit eine Augenentspannung.

Doch Vorsicht: Technologie allein schafft keine bleibenden Veränderungen. Entscheidend ist das Zusammenspiel mit der gelebten Unternehmenskultur. Digitale Tools wirken am besten als unterstützende Begleiter – etwa wenn sie die gesunden Gewohnheiten sichtbar machen, die Teams ohnehin schon praktizieren. Wenn etwa eine App die gemeinsamen Spaziergänge des Teams dokumentiert oder den Fortschritt bei kleinen Bewegungszielen zeigt, verstärkt sie positive Routinen, statt neue zu erzwingen.

So entstehen Veränderungen, die nicht von außen diktiert werden, sondern von innen wachsen – unterstützt, aber nicht ersetzt durch intelligente Technologie. Du möchtest wissen, wie sich diese Prinzipien konkret in deinem Unternehmen umsetzen lassen? Unsere moveeffect Health Coach App kombiniert psychologisches Know-how mit smarter Technologie – für Gewohnheiten, die wirklich bleiben. Mehr erfahren

Wenn unsichtbare Routinen sichtbare Wirkung entfalten

Das wahre Potenzial von betrieblichem Gesundheitsmanagement zeigt sich nicht in Teilnahmezahlen an Events, sondern in den unauffälligen Momenten des Arbeitsalltags: Wenn dein Team automatisch die ergonomische Einstellung ihres Stuhls checken. Wenn Teams selbstinitiiert die Meeting-Pause einfordern. Wenn der Kollege oder die Kollegin fragt „Gehen wir unsere Runde?“, bevor der Kalender daran erinnert. Diese unsichtbare Selbstverständlichkeit ist das Ziel!

Der entscheidende Unterschied zwischen guten und großartigen Gesundheitsprogrammen? Gute Programme werden genutzt. Großartige Programme werden irgendwann nicht mehr als „Programm“ wahrgenommen – sie sind einfach Teil dessen, wie Arbeit funktioniert.

Das ist der Punkt, an dem Gesundheitsförderung aufhört, „Förderung“ zu sein – und einfach zum gelebten Arbeitsalltag wird. Und genau dort wollen wir hin.

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Coming Next: Happy Mind, Healthy Company: So klappt’s mit Mental Health im Job

Stress, Unsicherheit und hohe Arbeitsbelastung hinterlassen Spuren – nicht nur auf der To-Do-Liste, sondern auch bei der mentalen Gesundheit deiner Kolleg*innen und Mitarbeitenden. Doch wie schützt man sein Team vor Überlastung und schafft ein Arbeitsumfeld, das auch die Psyche stärkt?

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Konstanzia Kremser​

Konstanzia ist im Bereich Marketing & Kommunikation tätig und Autorin.